„Die Ossis sind entweder Kommunisten oder Faschisten“ – so kommentierte der rechtsextreme Axel Springer – Chef Matthias Döpfner kürzlich das 16 Millionen Volk, das sich östlich der Gut-Bürger aus dem Westen befindet. Ok. – nach gehörigem Druck seitens der seriösen Medien hat Döpfner sich zähneknirschend entschuldigt. Die Aktualität dieses Zitats jedoch fundamentiert Dirk Oschmann partiell bitterböse in seinen Ost-West Beobachtungen.

Die Pauschalisierung der Ossis, egal aus welchem Bundesland sie stammen würde umgekehrt jedenfalls große Empörung auslösen. Der Wessi besteht unbedingt auf Differenziertheit. Wird beispielsweise ein Franke als Bayer bezeichnet, dann gibt es aber richtig massiven Ärger. Doch der Wessi darf seit über 30 Jahren den Ossi mit Vorurteilen, beschränkt auf Stereotypen, schematisieren. Ostdeutsche besetzen gerade einmal 1,7  der Spitzenpositionen in der Wirtschaft. Entsprechend verhält sich auch das Reichtum-Macht Kommunikationsgefälle. Dirk Oschmann, 1967 in Gotha geboren, ist Professor für neuere deutsche Literatur an der Universität Leipzig. Ein Artikel aus der FAZ vom 4.2.22 mit dem Titel ‚Wie sich der Westen den Osten erfindet‘ stieß auf solche Resonanz, dass er sich zu diesem Artikel entschloss. Nach über 30 Jahren Wiedervereinigung sind die Gräben zwischen Ost und West immer noch gewaltig und die beidseitigen Berührungsängste groß. Selbst in der Hauptstadt scheuen Ost- und West-Bezirke oftmals Beziehungen oder Nähe zueinander. Nach dem Mauerfall wurden ca. 70 % des Ostens deindustrialisiert und zu Spottpreisen funktionierende Betriebe verhökert und abgewickelt. Es gab danach 4 Millionen Arbeitslose. Der Wessi verlangt dafür vom Osten tatsächlich Dankbarkeit. Dass die vermeintliche Wiedervereinigung formal als Beitritt gilt, sagt über rechte und Pflichten eigentlich alles aus, der Osten hatte sich zu fügen. Dass allerdings das östliche Sozialgefüge besser funktioniert(e), zeigt sich bis heute. Während Kitas im Westen Mangelware sind, ist der Osten nur moderat unterversorgt. Nach all dem Schmäh und der Häme über Ossis seitens selbst namhafter Medien und Politikern, sieht Dirk Oschmann zu Recht die deutsche Demokratie in Gefahr.

Ullstein Hardcover

224 Seiten, 19,99 €

ISBN 9783550202346

Dirk Oschmann, geboren 1967 in Gotha, ist Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Leipzig. Sein FAZ-Artikel zum Thema dieses Buches stieß auf große bundesweite Resonanz.