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Das ist eine Zeitreise der ganz besonderen Art, möglich geworden durch rasante technologische Entwicklung im Bereich der Archäogenetik, die einen vielfältigen Blick auf die auf die reise der Menschheit ermöglicht. Die Autoren dieses Krimis sind der Archäogenetiker Johannes Krause und der Redaktionsleiter des Berliner Tagesspiegels Thomas Trappe.
Ok, wir wissen, die Wiege der Menschheit ist Afrika. Von dort aus breiteten sich die Menschen bis mittlerweile den entlegensten Ort des Planeten aus. Doch wie und warum war bisher doch eher rätselhaft. Durch die Möglichkeit der DNA-Analyse und dem Sequenzieren von Genen an Knochenfunden aus Höhlen, die uralt sind, erhellt sich diese Zeit und wird mit fundiertem Wissen ausgefüllt. Dass die Entwicklung vom Affen zum Homo Sapiens keine gerade Linie ist, sondern viele Abzweigungen hat, wird durch dieses Buch bewusst gemacht. Angetrieben von der Gier nach Nahrung, bevorzugt von der Groß-Fauna, die den menschlichen Hunger nach Fleisch auch nachhaltig zum Opfer wird, wütet sich die Eroberung des Planeten durch die Jahrtausende, gar Millionen Jahre. Dass ‚gute‘ Gene beim Überlebenskampf das Zipfelchen an der Waage darstellen, haben lange Zeit die Neandertaler bewiesen. Sie waren Weltmeister während der langen Eiszeit, die vor etwa 2,6 Millionen Jahren begann und erst vor knapp 11.000 Jahren endete. Immerhin hat so ziemlich jeder Erdbewohner 2-3 % dieser Gene in sich- nicht nur zur Freud, manchmal auch zum Leid. Erst die Domestizierung von Tieren und der Anbau von Getreide machten die Menschen vor ca. 15.000 Jahren sesshaft. Vulkanausbrüche, extreme Klimabedingungen und kriegerische Scharmützel haben in den vorangegangenen Hundertausenden von Jahren dazu geführt, dass sich die Menschheit permanent vor Gefahren auf der Flucht befindet. Die Folgen des vom Menschen verursachten Klimawandels, die Gier nach viel mehr, als wir benötigen, der Hang der Nationen, die Erde zu beherrschen und Krieg zu führen, zeigen, dass wir nach dieser langen und witen reise aus Afrika offenbar nicht viel schlauer gemacht. Auch wenn Sapiens übersetzt Vernunft heißt, so ist aktuell ein vernunftorientertes Verhalten der Menschheit nicht zu erkennen. Es wird langsam eng auf der erde und Ersatz ist nicht in Sicht, die Reise bleibt spannend!
Ullstein Taschenbuch
352 Seiten, 14,99 €
ISBN 9783548067070
Prof. Dr. Johannes Krause, geboren 1980, ist Experte für die Entschlüsselung der DNA aus alten Knochen. Er war Gründungsdirektor des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte in Jena und ist seit 2020 Direktor am Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Er arbeitete zusammen mit Svante Pääbo an der Sequenzierung des Neandertalergenoms, 2010 entdeckte er auf Grundlage der DNA eines Fingerknochens den Denisovaner, eine neue Urmenschenform. Heute ist Krause fokussiert auf DNA-Analyse zur Erklärung historischer Epidemien und menschlicher Wanderungsbewegungen.

