Fotos: Hans Scherhaufer, Lena Scherer, Catherine Schröder

Der krasseste gesellschaftliche Wandel, den die Menschen derzeit in Mitteleuropa erleben, ist der Rollenwandel von Mann und Frau. Während die feministische Revolution der 60er und 70er Jahre noch den patriarchalisch geprägten Herrschaftsstrukturen noch boshaft belächelt wird, gewinnt sie im 21. Jahrhundert an Einfluss. Lisa Jaspers und Naomi Ryland sind, im Lektorat unterstützt von Sylvie Horch, die Initiatorinnen dieses spanenden Werks.

Insgesamt zwölf Autorinnen stellen sehr glaubhaft und anschaulich dar, wie ausgeprägt das Patriachat der letzten Jahrtausende noch immer tief in uns schlummert. Dass wir noch ganz am Anfang einer Entwicklung stehen, machen diese facettenreichen Beiträge klar, die jeweils unterschiedliche Bereiche beschreiben, jedoch eins gemeinsam haben, Ungleichheiten zum Nachteil von Frauen, aber auch Ausgrenzung aller Art mit unterschiedlicher Ursache. Weiß, Hetero, nicht behindert und bevorzugt männlich wird immer noch von der gesellschaftlichen Elite für die hierarchischen Strukturen bevorzugt. Der Staat versucht durch eher lahme Aktionen, wie der Einführung von Frauenquoten in Politik und Wirtschaft, sowie sprachlich demonstrierter Solidarität -*innen, vermeintliche Zustimmung zu signalisieren. Genauer hingesehen wird aber klar, dass der Weg noch weit sein wird. Die Bedürfnisse der Menschen auf Selbstbestimmung, auch zu einer Geschlechterzugehörigkeit, wächst jedoch zunehmend.

‚Geschlecht ist ein soziales Konstrukt, das vom Menschen erfunden wurde.‘

Was in der Natur oft verschwimmend undefinierbar und sich nicht eindeutig als ‚männlich‘ oder ‚weiblich‘ darstellt, ist auch Beim Menschen (-tier) nachweislich vertreten. Der Unterschied zwischen sozialem und biologischem Geschlecht zieht daher immer häufiger Transitionen nach sich. Wobei wir einer Identifikationserweiterung nicht mehr ausweichen können. Die Die Akzeptanz dazu istmäßig galoppierend. Die Physikerin Friederike Otto fragt sich zum Beispiel – ‚Wie können wir die Wissenschaft so betreiben, dass das Patriarchat sich nicht ausschließlich selbst reproduziert?‘ Wo ist das Ziel von Unlearn Patriarchy? Ein Leben auf Augenhöhe von mann und Frau= Odr steckt noch viel mehr dahinter? Ich glaube nicht, dass dies ausreicht, diese Gesllschaft freier und gerechter werden zu lassen. Es wäre vielleicht ein kleiner Schritt aus dem Patriarchat in verlagerte Heterostrukturen, ohne die Vielfalt zu berücksichtigen.

Ullstein Hardcover

320 Seiten, 22,99 €

ISBN: 9783550202193

Silvie Horch, *1972, studierte nach einer Ausbildung zur Verlagskauffrau Germanistik, Soziologie und Psychologie in Frankfurt/Main. Seit 2005 ist sie Sachbuchlektorin bei den Ullstein Buchverlagen in Berlin. (Titel)

Lisa Jaspers, *1983, ist mit „Folkdays“ angetreten, das angestaubte Image von Fair-Trade-Produkten aufzupolieren. Durch den Verkauf von Kleidung, Schmuck, Taschen usw. hat sie für hunderte von Menschen aus den ärmsten Regionen der Welt ein Einkommen geschaffen. Lisa hat Politik und Entwicklungsökonomie studiert und arbeitete als Beraterin u.a. für Oxfam, wo sie Naomi Ryland kennenlernte. (links Mitte)

Naomi Ryland,*1985, lebt seit 2008 in Berlin und ist Gründerin von tbd*, der Karriere-Plattform für Menschen, die sich auf Sinnsuche befinden. Durch tbd* konnten sich bereits eine Million Menschen über nachhaltige Jobs informieren, sich mit Gleichgesinnten vernetzen oder das richtige Team rekrutieren. Naomi hat Germanistik und Intercultural Conflict Management studiert und ist Gründungsmitglied von SEND (Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland). (links unten)