‚Wagner‘ ist das Debüt eines russischen Söldners, der in zahlreichen Einsätzen in Syrien, aber auch im Donbass gegen seine ukrainischen Brüder des faschistischen Asow Regiments (rechtsextreme Söldner, die auch heute noch unter der Hakenkreuzfahne kämpfen, aber inzwischen ein regulärer Teil des ukrainischen Militärs sind) kämpfte, gibt uns Einblicke hinter die Kulissen russischer Kriegsführung. Ein wenig verklärt er seine Familie der ‚Kompanie‘ (Wagner), doch trotz seiner persönlichen Leidenschaft zur Kriegsführung, ist durchaus ein Poet an ihm verloren gegangen. Die Landschaftsbeschreibung etwa aus Syrien ist fast schon ein sphärischer Genuss. Die Einleitung dieses Buches von Ksenja Bolchakova und Alexandre Jousset schicken Gabidullins Ausführungen nackte Tatsachen voraus, die er in dem Buch nicht erwähnt.
Putin leugnet vehement, dass es die ‚Gruppe Wagner‘ /PMC – Private Military Companie/ Glücksritter oder wie auch immer sie genannt wird, gibt oder, dass sie jemals existiert hat. Dies erinnert fatal an Blackwater, der größten Privatarmee und amerikanischen Söldnertruppe, deren militärischen Einsatz Existenz die USA auch anfangs geleugnet haben. ‚Wagner‘ wurde 2007 von Dimitri Utkin gegründet, einem der Bewunderer Adolf Hitlers und zeichnet sich wie alle ‚Privatarmeen‘ vor allem durch Vergewaltigung, Folter und Mord aus, sie besteht aus ungefähr 10.000 Kämpfern. Auch ein großer Teil des russischen Volks möchte ‚back to the roots‘. In Russland herrscht ein verbreiteter Neopaganismus. 30-40 % der Bevölkerung favorisieren diesen Rodismus. Auch deshalb hat Putin leichtes Spiel, sein Volk mit dem alten Imperialismus zu locken. Marat Gabidullin ist tatsächlich ein harter Knochen und zur Kriegsführung geboren. 10 Jahre gehörte er der Luftlandetruppe Rjasan (UDSSR) an. 1993 verlässt er die Armee und bereut diesen Schritt umgehend. Ein Zurück gibt es für ihn jedoch nicht. Sein Leben gerät völlig aus dem Ruder, bis er von der Existenz der Söldnergruppe ‚Wagner‘ hört und sich dort erfolgreich bewirbt. Der Haupteinsatzort ist Syrien. An der Seite der desolaten Truppe von Baschar al Assad führt er mit seiner ‚Kompanie‘ einen zähen, letztendlich erfolgreichen Kampf gegen die islamistischen Dschihadisten. Während ihm der Syrienkrieg ein motivierendes Feindbild gibt, fällt es ihm schwer bei seinem Einsatz 2015 im ukrainischen Teil des Donbas sichtlich schwer, gegen die ‚Brüder‘ zu kämpfen. Den Kern der ‚Unabhängigkeitsbewegung‘ beschreibt er als kleine Gruppe russlandtreuer Analphabeten. Nach einem weiteren Syrieneinsatz 2017 zieht er Bilanz. Ehrlich und unverblümt geht er mit sich vor Gericht. Das Urteil fällt nicht gut aus für seinen Heeresführer Wladimir Putin.
Econ
304 Seiten, 22,99 €
Aus dem Französischen übersetzt von Christiane Koschinski, Jörg Lukas.
ISBN: 9783430210850
Marat Gabidullin, geboren 1966, diente zehn Jahre als Berufssoldat bei den russischen Luftlandetruppen und verließ die Armee nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion als Oberleutnant. Nachdem er sich mit der russischen Mafia eingelassen und einen Mann getötet hatte, landete er für drei Jahre im Gefängnis. 2015 heuerte er bei der russischen Privatarmee WAGNER an, wurde auf der Krim und in Syrien eingesetzt und dort schwer verwundet. Er ist der erste WAGNER-Soldat, der ein Buch schreibt.

