Trotz Pandemie und dementsprechend fehlenden Shows und Messen hat sich die Audio-Branche nicht ausgeruht und Technologien weiterentwickelt. Dabei setzt sich im Bereich der Kopfhörer immer mehr der Zusatznutzen der aktiven Geräuschunterdrückung (ANC – active noise cancellation) und eine verbesserte Bluetooth – Funktionalität durch. Waren die ersten Modelle akustisch noch etwas schwach auf der Brust und zeichneten sich bei eingeschaltetem ANC vor allem durch flachen beziehungsweise dumpfe Audiowiedergabe aus, so haben die Hersteller inzwischen weitgehend diese Kinderkrankheit der Anfangszeit überwunden. Ebenso wie inzwischen die drahtlose Übertragung durch Bluetooth fehlerlos funktioniert.
Marshall, deren Amps seit 60 Jahren Standards auf der Bühne und im Studio setzen, war eine der ersten Firmen, die bei den Kopfhörern diese anfänglichen Defizite überwanden und 2019 mit dem Mid ANC einen Kopfhörer vorstellten, der audiophilen Ansprüchen mehr als genügte. 2020 folgte dann mit dem Monitor II ANC das neue Flaggschiff, den ich zurzeit im Test habe. Marshall zeichnet sich seit seiner Gründung 1962 durch hochwertiges und robustes Bühnenequipment im zeitlosen Design aus, davon profitiert der Monitor II A.N.C. überzeugend. Nicht nur sein schwarzer Look, der lediglich vom weißen und haptisch hervorgehobenen Schriftzug und einem goldenen Knopf an der rechten Ohrmuschel unterbrochen wird, unterstreicht das rockige Standing, sowohl Bügel als auch deren Verlängerung und die Ohrmuschelaufhängung bestehen aus robustem Metall. Die mattstrukturierte Oberfläche der ovalen ohraufliegenden Muscheln unterstreicht die Verbindung zu den legendären Amps. Die Polsterung, die sich unter dem schwarzen Kunstlederstrang des Bügels über dessen komplette Länge zieht und die ohrumschließenden, austauschbaren Kunstleder-Earpads sorgen für einen hervorragenden Tragekomfort, selbst nach zwei Stunden Dauerbetrieb hatte ich keine ‚heißen Ohren‘. Die optimale Ausrichtung der Ohrmuscheln auf den Ohren gewährleisten die in dreizehn Stufen ausziehbaren, straff einrastenden Verlängerungen und die mit einem Kombi-Gelenk verbundenen Kapselaufhängungen. Der Kopfhörer ist damit wahrhaft gelenkig, die Aufhängung neigt sich 180 Grad um die vertikale Achse, um circa 130 Grad die horizontale, dies garantiert einerseits ein flexibles Monitoring, andererseits einen stoßsicheren und platzsparenden Transport. Selbst die Kapseln lassen sich zusätzlich in den Armen fast um die halbe Achse umklappen. Das erfordert ein langes Kabel mit spiraligem Auszug, damit es in gedrehter Position nicht spannt. Da der Kopfhörer Bluetooth und eine aktive Geräuschunterdrückung unterstützt, verstecken sich zwei dafür erforderliche Taster am Ende der Halterungsarme beider Muscheln, der A.N.C.-Mode-Schalter und der über eine App individuell belegbare M-Button. Die linke Ohrmuschel besitzt zudem die Anschlüsse für das beigelegte USB-C-Lade- beziehungsweise Audiokabel mit 3,5-Millimeter-Klinkenstecker und eine Kontroll-LED, in der rechten versteckt sich das Mikrofon für die Sprachsteuerung und das Active Noise Cancelling. Der auffällig goldene Taster übernimmt mehrere Aufgaben. Für den Bluetooth-Betrieb bittet Marshall um die Installation der App, und das mir, als App-Vermeider. Aber die App hat es wahrlich in sich. Zunächst kann der M-Knopf wahlweise verschiedene Funktionen übernehmen, wie zwischen EQ-Presets wechseln oder dass er auf die Sprachassistenten von Apple oder Google hört. Nicht nur die Stärke des Noise Cancellings ist prozentual einstellbar, sondern alternativ gibt es auch einen Monitor-Modus mit ebenfalls anpassbarer Intensität, der Ambient-Geräusche zulässt und einen akustisch nicht komplett von der Umgebung abschirmt. Je nach Klangvorlieben bietet die App sieben EQ-Voreinstellungen, die sich aber auch per Fünfband-Equalizer in den Frequenzen 160, 400, 100, 2500 und 6250 Hertz individualisieren lassen. Marshall attestiert eine kabellose Spielzeit von bis zu 30 Stunden, ohne aktiviertem A.N.C. sogar von 45 Stunden. Damit der Kopfhörer im Standby-Betrieb nicht unnötig Strom zieht, bietet die App einen einstellbaren Timer zum Ausschalten. Der Monitor II A.N.C. unterstützt zwar Bluetooth 5.0, aber leider keine hochauflösenden Codecs. Auch Multipoint-Verbindungen gibt es nicht, was allerdings zu verschmerzen ist. Die Bluetooth-Kopplung verlief problemlos und die Verbindung wurde auch über größere Distanzen problemlos aufrechterhalten. Das nur einstufige ANC arbeitet wirkungsvoll und wie auch die Talk-Thru-Funktion erfreulich rauschfrei.
Kommen wir zum entscheidenden Kriterium, wie klingt der Monitor II? Der Monitor II spielte sich mit seiner äußerst ausgewogenen Wiedergabe, schöner Dynamik und guter Räumlichkeit vom Fleck weg in die Spitzenklasse der ANC Kopfhörer: Jegliches Material kam entspannt, tonal richtig und dynamisch überzeugend aus dem Hörer. In puncto Auflösung und Basswiedergabe schneidet der Monitor II A.N.C. besser ab, wie um ein Vielfaches teurere Edelhörer. Richtig spannend wird es allerdings, wenn der Marshall klassisch mit dem Kabel verbunden wird. Dann entwickelt er tatsächlich audiophile Qualitäten und spielt sich mühelos in die Liga der absoluten Top-Klasse. Dynamik und Stereodarstellung sowie Feinzeichnung sind auf dem höchsten Niveau anzusiedeln, er besticht durch ausgeglichene Tonalität, besonders im Hochmittenbereich.
Nun, ich glaube, ich habe einen neuen ‚Lieblings-Kopfhörer gefunden und das nicht nur wegen den beschriebenen technologischen Eigenschaften und dem herausragenden Klang. Mir als bekennendem Rock/Metal-Fan gefällt natürlich auch das Design, bei dem es mir warm ums Herz wird und zudem zeichnet sich der Marshall auch durch einen extrem hohen Tragekomfort aus, er ist leicht, passt sich hervorragend an die Kopfform an und selbst nach einer Stunde Test habe ich keine ‚heißen Ohren‘, deshalb heißt es ab sofort – I will never leave home without my Marshall!
Preis – 299,- €, bei der Nutzung des Codes SOMMERMARSHALL bis einschließlich 31.7.22 gibt es 20% Rabatt
https://www.marshallheadphones.com/de/de/headphones/





