Als ich in die Musikbranche einstieg, hörte Mensch die Musik von der Schallplatte, wiedergegeben analog über zwei Lautsprecher in Stereo. Kopfhörer waren nur am Rande interessant, wenn es den Eltern mal wieder zu laut wurde. Interessant wurde es dann mit der Entwicklung des Walkmans, hier brauchte Mensch dann den Kopfhörer. Inzwischen jedoch hat sich der Markt rapide entwickelt und das liegt nicht nur an geräuschempfindlichen Nachbarn. Inzwischen bieten alle Hersteller sowohl als InEar- als auch OnEar/OverEar-Kopfhörer an, die mit Bluetooth-Funktionalität, aktiver Geräuschunterdrückung und meist einer App an, mit denen sich auch telefonieren lässt. Und für die Menschen, die jedem Trend hinterherlaufen, gibt es dann auch noch die entsprechende ‚Sports‘-Variante. Zeit also, sich einmal einen Überblick zu schaffen und die Unterschiede herauszuarbeiten. Anfangen will ich mit Shure und dem Aonic 40.

Shure hat sich seinen Namen mit hochwertigen Mikrofonen und Tonabnehmersystemen erarbeitet. Damit die Musiker*innen auch hören können, was sie in ihre Mikrofone singen, entwickelt Shure auch eine große Bandbreite an Kopfhörern. Mit der Aonic-Serie steigt Shure nun auch in den kabellosen Kopfhörermarkt ein. Der Shure Aonic 40 soll Studiosound mit einer effektiven Geräuschunterdrückung und vielseitigen Personalisierungen via App verbinden.

Der Aonic 40 von Shure ist ein faltbarer Bluetooth-Kopfhörer (OverEar) mit aktiver Geräuschunterdrückung und einem Transparenzmodus. Für gute Musikqualität sind neben dem dynamischen 40-mm-Treiber die drei Bluetooth Codecs AAC, aptX und aptX HD an Bord. Mit einer Akkulaufzeit von 25 Stunden hält er auch eine längere Zugfahrt durch und ist dank Schnellladefunktion nach kürzester Zeit wieder einsatzbereit. Ein Taster auf der Unterseite der linken Ohrmuschel schaltet den Kopfhörer an und startet das Bluetooth-Pairing. Vier weitere Knöpfe auf der rechten Seite kümmern sich um die Musikwiedergabe, Anrufe und die ANC-Modi. Neben diesen schon fast zur Standardausstattung heutiger ANC-Kopfhörer gehörenden Features bietet der Shure Aonic auch eine Funktion, die ihn von vielen Kopfhörern unterscheidet. Über die USB-C-Schnittstelle kann der Kopfhörer nicht aufgeladen werden, sondern es kann darüber auch die Musik gehört werden.

Im Studioumfeld und auf der Bühne, also in dem Metier aus dem Shure kommt, in dem Shure gut auskennt, werden mit einer neutralen Abstimmung gebraucht, die Geräusche weder überbetonen, noch verschwinden lassen. Nur so kann sichergestellt werden, dass am Mischpult die richtigen Regler bewegt werden und Musiker*innen auch tatsächlich hören, was sie spielen. Der Shure Aonic 40 hat den Anspruch, diese Charakteristik auch dem Musikkonsumenten zu liefern. Das gelingt ihm auch recht gut. Gelegentlich allerdings wünsche ich mir ein wenig mehr an Auflösung und Impulsivität. Das Active Noise Cancelling, kurz ANC, schließlich ist dafür da, störende Geräusche in der Umgebung herauszufiltern. Dafür nehmen die Mikrofone des Shure Aonic 40 die Umgebungsgeräusche auf. Aus den gesammelten Daten erzeugt der Kopfhörer anschließend das exakte Negativ. Diese „negativen“ Schallwellen löschen sodann den nervigen Schall aus, während die Musik möglichst ungestört den Weg zum Trommelfell passieren kann. ANC funktioniert naturgemäß am besten mit tiefen, gleichmäßigen Geräuschen, wie Motorbrummen oder dem Rauschen in einem fahrenden Zug. Hellere und unstete Klänge wie Stimmen sind schon schwieriger herauszufiltern. Und genau diesen Eindruck gewährt uns auch der Shure Aonic 40. Im Zug funktioniert es hervorragend und blendet die Umweltgeräusche völlig aus. Bei Stimmen und ähnlichen Geräuschen zeigt sich aber die noch vorhandene Schwäche bei der ANC – Technologie. Solche Geräusche lassen sich bei leisen Musikpegeln und maximalem ANC sehr gut heraushören, aber das ist im Moment noch bei allen Kopfhörern mit ANC der Fall. Neben dem ANC-Modus für ungestörtes Musikhören besitzt der Shure Aonic 40 auch einen Transparenzmodus. Dieser soll es erlauben, die Umwelt trotz der dicht sitzenden, geschlossenen Ohrmuscheln, ungetrübt wahrnehmen zu können. Ein Druck auf die unterste Taste an der rechten Ohrmuschel und schon versteht Mensch seinen Gesprächspartner laut und deutlich. Fast schon zu deutlich, werden doch vor allem S-Laute etwas überbetont. In der passenden App lässt sich jedoch die Intensität von ANC- und Transparenzmodus einstellen, bis der jeweilige Effekt den persönlichen Wünschen entspricht. Neben dem Sound und der Geräuschunterdrückung ist, gerade bei einem Kopfhörer wichtig, wie gut er ‚sich tragen lässt‘. Und hier wartet der Shure mit Stärken auf, die ich sonst nur bei wenigen Kopfhörern – vor allem aus dem professionellen Bereich – kenne. Die Ohrpolster sind angenehm weich und umschließen dein Ohr mit einem angenehmen Druck. So verrutscht nichts und auch ohne ANC werden viele Geräusche durch den geschlossenen Aufbau gedämpft. Der im Kern metallene Bügel lässt sich auch auf größere Köpfe anpassen und verstellt sich nicht unabsichtlich. Die Teile des Bügels sitzen sehr schön straff ineinander.  Als besonders praktisch stellt sich die Verbindung über USB dar, diese dient zum Aufladen, kann aber auch Daten übertragen. Also ideal für ‚Bluetooth-Muffel‘ wie mich, zudem legt der Sound bei dieser Verbindung deutlich an Volumen zu und klingt detailreicher. Zum Abschluss noch die Betrachtung der App, die in Sachen Funktionsvielfalt bemerkenswert ist. Unter anderem bietet sie einen sehr genauen Equalizer, ANC und Transparenzmodus lassen sich regulieren.  Die besonders präzise Equalizer-Funktion, zeigt das Shure aus dem Bereich des professionellen Audios kommt. Das Frequenzspektrum von 40 bis 20.000 Hertz ist in 28 Bereiche unterteilt, die in jeweils in 0,5er-Schritten von -10 dB bis 10 dB angepasst werden können. Das gewählte Soundprofil lässt sich benennen und abspeichern. Zusätzlich sind sieben vorinstallierte Soundprofile vorhanden. So lässt sich sehr unkompliziert der Bass etwas anheben oder der Hochtonbereich etwas absenken.

Der Shure Aonic 40 macht generell einen sehr guten und durchdachten Eindruck, sein Aufbau ist robust und sehr wertig. Vom Sound gehört er eindeutig in die Spitzenklasse, und spielt manch anderen Kopfhörer in seinem Preissegment an die Wand. Er wird mir fortan als Vergleichsmaßstab im mittleren Preissegment dienen und sich mit den Mitbewerbern, die in den nächsten Wochen vorgestellt werden, messen.

Preis: 249,- € UVP

www.shure.com