Photograph by © Dave Gillespie

Mit Argusaugen verfolgt der Kanadier Stephan Marche seit Jahrzehnten die politischen Geschehnisse in Amerika und zieht daraus verheerende Schlüsse. Das Buch ist eine objektive, sachliche und deshalb umso mehr erschreckende Bestandsaufnahme der aktuellen Situation.

Amerikas Demokratie steht vor dem Ende! Die Berichterstattung der letzten Jahrzehnte, die auch Mitteleuropa erreichen lassen daran tatsächlich nicht mehr zweifeln. Das brutale Vorgehen amerikanischer ‚weißer‘ Polizisten gegen farbige Amerikaner schürt und bestätigt die Haltung regierungsfeindlicher, selbsternannter Patrioten, einer überlegenen Rasse anzugehören. Das Verhältnis der Anhängerschaft von Republikanern und Demokraten ist leider fast ausgewogen, die beiden Lager stehen sich feindlich gegenüber, sodass es der amerikanischen Regierung unmöglich ist, das Volk durch Beschlüsse zu befrieden. Amerika befindet sich in einem Kampf um eine kohärente Definition, doch dazu fehlt ihr die Einheit. Das Land spaltet sich auf in die eine Gruppe, die den multikulturellen, demokratischen und freiheitlichen Kern Amerikas weiterentwickeln möchte und der Gruppe rückwärtsgewandter regierungsfeindlicher ‚Patrioten‘, die ihre Vormachstellung gegenüber ‚andersdenkenden‘ notfalls auch mit Waffengewalt durchsetzen möchte. In Amerika gibt es mehr Waffen, als Bewohner im Privatbesitz und es finden 75mal mehr Amokläufe ans Schulen statt, wie in Mitteleuropa. Die Amtszeit Trumps hat diese ‚Patrioten‘  in ihrer Haltung und im Handeln bestärkt Mit der Erstürmung des Capitols und der Ermordung eines Polizisten wurde dieser Ära eine bittere Krone aufgesetzt. In diesem Buch zeigt Stephen Marche fünf Szenarien auf, in denen er sehr schlüssig beschreibt, wie die Demokratie des vereinigten Amerikas ihr Ende findet. Für Marche stellt sich nicht mehr die Frage ‚OB‘ es ein zeitnahes Ende Amerikas in der Form, wie es aktuell existiert gibt, sondern nur noch die Frage ‚Wie‘. Marches Angebote sind vielschichtig, brandaktuell und leider schlüssig. Auf kommunaler Ebene bietet er einen Scheriff an, der die Sperrung einer baufälligen Brücke rückgängig macht, damit die Bewohner keine Umwege fahren müssen. Die folgende Auseinandersetzung mit der Regierung macht ihn zum Staatsfeind, aber für die ‚Patrioten‘ zum Helden. Auch ein Attentat auf das Oberhaupt Amerikas durch einen der zahlreichen stochastischen Terroristen (einsame Wölfe) ist für Marche durchaus ein denkbares Ende. Ungleichheit und Klimawandel bergen ebenso ungeahntes Potential für das Ende der Demokratie. Die harmloseste Lösung für das gravierend gespaltene Amerika lautet jedoch Sezession. Das politische ‚Nord-Süd-Gefälle würde geografisch der republikanischen Konserve und der demokratischen Freiheit Platz und Raum schaffen. Unblutig und vermeintlich kampflos.

Droemer HC

304 Seiten, 18,- €

ISBN: 978-3-426-27875-8

Übersetzt von: Christiane Bernhardt

Stephen Marche ist ein kanadischer Journalist, der in den USA lebt. Neben seinen bisherigen Büchern, darunter “The Unmade Bed: The Messy Truth about Men and Women in the twenty-first Century” (2016) und “The Hunger of the Wolf” (2015), erschienen Texte von ihm u.a. in The New Yorker, The New York Times, The Atlantic und Esquire.

http://www.stephenmarche.com/