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Ganz schön mutig! O.K. zugegeben, Wolfgang F. Rothe ist nicht der erste Priester, der versucht, Licht in die spinnenbehafteten, mittelalterlichen Strukturen der röm. Kath, Kirche zu bringen. Doch selbst ich kann durch sein Buch ‚Missbrauchte Kirche‘ zu neuen Erkenntnissen gelangen, über die neuen „hippen“ Kirchenströmungen und die zeigen allesamt eindeutig nach rechts.

Opus Die, Das Werk, Pfadfinderschaft Europa – so heißen die „neuen“ geistlich-politischen Bewegungen innerhalb der Kirche, die ausdrücklich Roms Anerkennung finden und in ihrer Machtgier ihrem Moralismus, in Missbrauch und Menschenverachtung ein beispielloses Handeln darbieten. Offenbar ist Roms Ansatz zur Öffnung und Reform gescheitert, denn die alten Patriarchen scheinen in der Mehrheit und unterstützen diese Gemeinschaften. Dort herrschen nach wie vor die Strukturen der alten Schule. Das Weib (Wurzel allen Übels) kümmert sich in formlos, hässlicher Kleidung um das Wohlbefinden des Herren (Putzen, Kochen, Aufzucht der Kinder) und sollte bitte nicht unaufgefordert Wort erheben. Die Mehrzahl der Mitteleuropäer möchte das jedoch nicht mehr und der Kirche laufen die Schäfchen in Scharen davon. Den einzigen Nachteil den Rom darin sieht, sind schwindende Steuereinnahmen. Eindrucksvoll schildert Wolfgang F. Rothe seinen eigenen Werdegang innerhalb der vermeintlich ‚heilen Welt‘ dieses altertümlichen Konstrukts. Er gehörte selbst lange Zeit dieser rechten Bewegung zumindest gefühlt an. Nach seinem Studium des Kirchenrechts in Rom wird er als Sekretär des Bischofs Krenn nach St. Pölten beordert. Auch in Rom macht Wolfgang F. Rothe zweifelhafte Erfahrungen bezüglich der Sexualmoral des Klerus. In St. Pölten dann stößt er auf Zustände, die eher an Kindergarten erinnern. Krenn, der eine doch eher moderate Einstellung zu Zölibat und Sexualmoral hat, ist in einen unlösbaren Disput mit seinem Generalvikar Heinrich Fasching verstrickt, der ein verbissener, machtbesessener Verfechter der alten Zöpfe ist. Als Krenn und Fasching ihre Hüte ziehen wird es für Rothe richtig hart. Bischof Küng, dem ‚Opus die‘ angehörig übernimmt das Ruder mit ‚übersinnlichen Fähigkeiten‘. Durch einige Skandale, die in den Priesterseminaren von St. Pölten für Schlagzeilen sorgen (Kinderpornographie, homosexuelle Praktiken), gerät Rothe in die unmittelbare Schusslinie von Küngs ‚übersinnlichen Fähigkeiten‘, mit denen er das Thema behandelt. Rothe vermisst bei Küngs Vorgehen Sachlichkeit, Kompetenz und Loyalität. Ein fataler Fehler! Küng holt gegen Rothe zum Vernichtungsschlag aus, der Jahre in Anspruch nimmt und mit aller Verbissenheit und Menschenverachtung geführt wird.

Droemer HC

272 Seiten, 20,- €

ISBN: 978-3-426-27869-7

Wolfgang F. Rothe, geboren 1967 ist römisch-katholischer Priester und hat zwei Doktortitel: in Theologie und in Kirchenrecht. Durch Veranstaltungen und Publikationen zum Thema Spiritualität des Whiskys ist er auch als „Whisky-Vikar“ bekannt. Er ist derzeit als Pfarrvikar im Pfarrverband Perlach in München tätig.