Oliver Pötschs Bücher sind bekannt und berühmt für exzellent recherchierte historische Kulissen. So ergeht es dem Leser/ der Leserin bei ‚Das Buch des Totengräbers, er oder sie wird verschlungen von einem Wien des Jahres 1893. Oliver Pötsch lässt dabei nichts unerwähnt. Kultur, Politik, Gesellschaft, aber vor allem die rasante technologische Entwicklung dieser zeit werden fesselnd und mitreißend dargestellt.
Wien Oktober 1893, der junge ehrgeizige Leopold von Herzfeldt, Untersuchungsrichter aus Graz, kommt als einfacher Inspektor zur Polizeiagentur in das Wiener Sicherheitsbüro für Blutverbrechen. Während in Graz bereits mit modernen Methoden, wie Fotos, Fingerabdrücken und penibler Spurensicherung, gearbeitet wird, stehen die Wiener diesem neumodischen Kram eher skeptisch gegenüber. Leo eckt daher sehr rasch bei seinen Kollegen und Vorgesetzten an. Am Prater wird die Leiche eines jungen Dienstmädchens gefunden. Ihr wurde die kehle durchgeschnitten und post mortem ein Pflock in die Vagina verbracht. Auf dem Pflock befindet sich die Inschrift: ‚Domino salva me‘. Zwei weitere Morde nach exakt dem gleichen Muster folgen. Da Leo wegen des Misstrauens gegenüber den Grazer Methoden im Team geschnitten wird, ermittelt er weitgehend auf eigene Faust. Zur Hilfe kommt im dabei die junge Telefonistin Julia Wolf. Eine der ermordeten Frauen war Julias beste Freundin. Der Halbbruder Johann Strauss, Bernhard, hat sich erhängt, wird begraben, von zwei Unbekannten wieder ausgegraben und geköpft. Bei den Ermittlungen in diesem Fall lernt Leo den Totengräber Augustin Rothmeyer kennen. Eine auf den ersten Blick ungepflegte, zerlumpte Erscheinung. Auf den zweiten Blick jedoch ein gebildeter, hochintelligenter Mensch, der eng mit dem Leiter der Wiener Gerichtsmedizin zusammenarbeitet. Er beobachtet die toten beim Verwesen. In seiner Freizeit verfasst er darüber einen Almanach. Leo findet heraus, dass in Wien regelmäßig ‚Schwarze Walzer‘ stattfinden, die von einem ‚Verein der Freunde Wiener Walzer‘ organisiert werden. Nur die Elite Wiens hat dort Zutritt. Dort werden blutjunge Mädchen aus sehr armen Verhältnissen zum Missbrauch angeboten. Auch Bernhardt Strauss gehörte ihnen an. Zunächst deuten die Pfahlmorde und der geköpfte Bernhardt Strauss auf Verbindungen von Wiedergängern und Vampirismus hin. Durch Julias Beziehungen zum Wiener Rotlichtmilieu erfährt er von einem geplanten ‚Schwarzen Walzer‘. Er möchte unbedingt verhindern, dass noch mehr junge Mädchen missbraucht werden, und schleust sich mit Julia inkognito in die ehrenwerte Gesellschaft. Was er dort erfährt und ihm beinah selbst widerfährt sprengt jedoch seine Vorstellungskraft.
Historischer Kriminalroman
Ullstein Paperback
448 Seiten, 16,99 €
ISBN: 9783864931666
Oliver Pötzsch, Jahrgang 1970, arbeitete nach dem Studium zunächst als Journalist und Filmautor beim Bayerischen Rundfunk. Heute lebt er als Autor mit seiner Familie in München. Seine historischen Romane haben ihn weit über die Grenzen Deutschlands bekannt gemacht: Die Bände der “Henkerstochter”-Serie sind internationale Bestseller und wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt.

