Während es in Liliana Le Hingrats „Das dunkle Herz der Welt“ beeindruckend gelungen ist, die Wurzeln des legendären Draculas zu beleuchten, geht es ind „Die Blutchronik“ um Vlad Dracuculas eigene dramatische Legende. Unter dem Spannungsbogen eines Psychothrillers jagt uns die Autorin auf berauschende Weise durch die mittelalterlichen Kulissen Südosteuropas und des Osmanischen Reichs. Ich verneige jedenfalls mein Haupt vor diesen Werken, einfach genial!!
Draculas Vater und sein älterer Bruder sind tot, ermordet von einem der mit ihnen verfeindeten Dan- Brüder, seinen Vettern, die auch den Walachen-Thron für sich beanspruchen. Radu, sein kleiner Bruder und Dracula sind seit 10 Jahren Geiseln des osmanischen Sultans Mehmet, der nach dem Tod seines Vaters dessen Ziel, die Eroberung Europas, vehement weiterverfolgt. Daher entlässt er Dracula aus der Geiselhaft, gibt ihm eine Armee und lässt ihn aus strategischen Gründen den Walachen Thron zurückerobern. In Europa selbst herrscht ein wirres Geflecht aus Intrigen, Machtansprüchen, Vetternwirtschaft und Glaubensquerelen, die Polen, Ungarn, Moldawien, Österreich, Deutschland und nicht zuletzt den „Heiligen Vater“ in Rom, vor der eigentlichen Gefahr, der Bedrohung durch die Osmanen, ablenken. So gelingt es Vlad Dracula fast ungehindert unter osmanischer Flagge seine Dan-Vetter vom Thron zu stürzen und die Walachei zurück zu erobern. Er heiratet eine polnische Prinzessin, die ihn jedoch nicht wirklich glücklich macht. Dann nimmt er sich die Weber-Tochter Katharina zur Geliebten und gründet mit ihr die lang ersehnte Familie. Doch Draculas grausame Zeit am osmanischen Hof hat offensichtlich tiefe Spuren hinterlassen. Er regiert mit eiserner Hand. Dracula lässt schon bei geringstem Widerstand seine Gegner pfählen und schreckt nicht davor zurück, Frauen und Kinder hinzurichten. Schon bald eilt ihm der Ruf des grausamen Schlächters voraus. Als seine Geliebte Katharina und sein Kind in die Hände seiner Gegner geraten, fühlt sich Dracula zunächst geschlagen und geht auf die Forderungen seiner Gegner ein, um seine Familie zu retten. Mithilfe seines treuen Gefährten Roxolan, dem einzigen Hohepriester der dakischen Gottheit, dessen Aufgabe es ist, die Draculaer zu beschützen, gelingt es Vlad, seine Familie zu retten. Seine polnische Ehefrau wird sich ihrer ehelichen Pflichten bewusst und schenkt im zwei Kinder. Doch Draculas grausame Herrschaft macht sie so irre, dass sie sich, unter der Belagerung der Osmanen, das Leben nimmt. Um zumindest seinen Sohn aus dieser Familie zu retten, lässt er sich und seinen Sohn in Geiselhaft des ungarischen Herrschers nehmen. Auf dem Walachischen Thron sitzt derweil Radu, sein Bruder, den die Osmanen zu einer Marionette machten. Nach zwölf Jahren Geiselhaft erhält Vlad erneut die Möglichkeit, den Walachischen Thron zurück zu erobern. Der neue Walachen–Fürst ist jedoch erneut ein Dan, der zuvor Radu getötet hatte. Die letzte Schlacht wird durch die Teilhabe eines riesigen Osmanischen Heeres zu einem recht einseitigen Gemetzel, bei dem sowohl Vlad, als auch sein treuer Weggefährte Roxolan ihr Leben lassen. Der Walachen-Thron bleibt weiterhin in der Hand der Danen, die noch eine lange Zeit enge diplomatische Beziehungen und regen Handel mit dem Osmanischen Reich treiben werden.
Taschenbuch, Knaur TB
704 S., 10,- €
ISBN: 978-3-426-52191-5
Liliana Le Hingrat wurde 1967 in Rumänien geboren. Sie studierte Geschichtswissenschaften an der Universität „Alexandru Ioan Cuza“ zu Iasi und arbeitete als freie Korrespondentin für eine rumänische Tageszeitung. Ihre erworbenen Fachkenntnisse während des Geschichtsstudiums sowie die Leidenschaft fürs Schreiben flossen in ihrem historischen Debütroman „Das dunkle Herz der Welt“ ein. Liliana Le Hingrat nahm an mehreren renommierten Schreibseminaren teil. Heute lebt sie zusammen mit ihrem Ehemann in den Vereinigten Staaten von Amerika und engagiert sich für die Restaurierung der einsturzgefährdeten mediävalen Kirchburgen aus Transsylvanien in Rumänien.
Liliana Le Hingrat hat für ihren Roman “Das dunkle Herz der Welt” den Goldenen Homer 2016 in der Sparte Historische Biografie / historisches Ereignis verliehen bekommen. Hier wird vor allem die historisch korrekte Nachzeichnung des Lebens der Hauptfigur gewürdigt.
